Um die Wende zum 15. Jahrhundert setzten die ersten Reliquiendarstellungen ein.Die Hauptwallfahrtzeit lag auch damals schon in der Pfingstzeit. Die Reliquien wurden am Karmittwoch und am Pfingstsamstag gezeigt. Ein Magister hatte sich um alle Angelegenheiten, die mit der Wallfahrt zu tun hatten, zu kümmern. Er stellte auch Bescheinigungen über den Besuch des Gnadenortes aus, die, etwa bei der Rückkehr von einer Strafwallfahrt, der weltlichen oder geistlichen Behörde vorgelegt wurden. Seit dem 16. und 17. Jahrhundert ist der Einzugsbereich der Matthiaswallfahrt stabil: Eifel, Luxemburg, Westerwald sowie Niederrhein. Die Wallfahrt zum heiligen Matthias gehört neben der Wallfahrt zum heiligen Rock im Dom zu Trier sowie der Eberhardsklausener Wallfahrt zu den bedeutendsten Wallfahrten des Bistums Trier und dies ist schon seit Jahrhunderten so. Im Gegensatz zur Heilig-Rock-Wallfahrt findet die Matthiaswallfahrt jährlich statt. Sie ist mit ihrer Entstehung im Jahr 1127 älter als die beiden anderen Wallfahrten.
Die Klausener Marienwallfahrt entstand im 15. Jahrhundert. Der heilige Rock wurde erstmals 1512 gezeigt, wenn er auch, im Hochaltar des Domes seit 1196 verborgen, seit Jahrhunderten verehrt wurde. Vor der ersten Ausstellung des heiligen Rockes galt Sankt Matthias als das Wallfahrtsziel in Trier. Ungeachtet staatlicher und kirchlicher Unterdrückungsversuche konnte die Wallfahrt ihre Substanz über Jahrhunderte wahren, was sie zu einem nicht geringen Teil dem Wirken der Matthias-Bruderschaften verdankt. Mit der Wende zum 17. Jahrhundert beginnen die Quellen reicher zu fließen. Nach dem Trierer Konzil 1545 1563 erfreute sich das Wallfahrtswesen einer neuen Beliebtheit im Volk und seitens der kirchlichen Obrigkeit. Eine Welle an Neugründungen von Matthias-Bruderschaften setzte ein. Der Mattheiser Mönch Antonius Mesenich äußerte sich im Jahre 1652 zufrieden über das Blühen der Wallfahrt und der Andacht an Matthias. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ergingen in den rheinischen Bistümern Verordnungen, die darauf abzielten, öffentliche Formen der Frömmigkeit zurückzudrängen. Der Trierer Kurfürst Klemens Wenzeslaus erließ am 20. November 1784 ein Verbot aller Wallfahrten, die länger als eine Stunde dauerten. Damit war die Mattheiser Wallfahrt im Kern getroffen. 1790 gab der Kurfürst auf Drängen nach und die Wallfahrt wurde wieder zugelassen. Im Übrigen ließen sich die Wallfahrten – und dies wird ein durchgängiger Zug in den nächsten beiden Jahrhunderten – niemals ganz verbieten. Notfalls zogen die Gruppen auf eigene Faust nach Sankt Matthias.
Von 1794 bis 1814 gehörte das gesamte linke Rheinufer zu Frankreich. In den Jahren 1794 bis 1798 ergingen keine einschränkenden Maßnahmen gegen Wallfahrten. Diese erfolgten erst in den Jahren zwischen 1798 und 1801. Aber auch diesem Versuch zur Unterdrückung der Wallfahrt und der Umerziehung der Bevölkerung war letztendlich kein Erfolg beschieden. Bistumsüberschreitende Wallfahrten blieben jedoch auch in Zukunft untersagt.
Nach der Auflösung der Abtei im Jahre 1802 wurde die Wallfahrt bis zum Jahre 192-vom Mattheiser Pfarramt betreut. Bereits 1814 reihte der Mattheiser Pfarrer Victor Josep-Dewora den Bruderschaften mir, dass die Wallfahrt wieder eröffnet sei. 1816 sollen rund 20.000 Pilger nach Sankt Matthias gekommen sein. Die Zeiten, in denen sich die Wallfahrt ungehindert entfalten konnte, waren indessen noch nicht gekommen, denn sowohl der neuen preußischen Regierung als auch den immer noch aufklärerisch gesinnten Bischöfen auf den rheinischen Bischofsstühlen war das Wallfahrtsleben missliebig. Die Mattheiser Wallfahrt konnte auch im 19. Jahrhundert ihre Substanz bewahren. Zu: Situation der Wallfahrt vor dem ersten Weltkrieg ist verhältnismäßig wenig bekannt. Das gilt auch für die ersten Jahre nach dem Krieg. Während des Krieges mussten die Bruderschaften die Wallfahrt mitunter ausfallen lassen.
Inflation und Weltwirtschaftskrise der 20er Jahre forderten auch von den Bruderschaften ihren Tribut. Viele Pilger konnten sich die Ausgaben nicht mehr leisten. Trotzdem kamen 1932 zwischen 8.000 bis 9.000 Pilger um die Pfingstzeit nach Sankt Matthias. Besonders hohe Pilgerzahlen waren 1927 beim 800-jährigen Jubiläum der Auffindung der Matthiasreliquien und im Jahre 1933 anlässlich der Zeigung des Heiligen Rockes zu verzeichnen – zwischen 1.700.000 und 2.000.000 Pilger besuchten die Abtei. In der Zeit des Nationalsozialismus kann bis zum Ende der 30er Jahre nicht von einem Rückgang der Wallfahrt die Rede sein. Im Jahr 1935 gab es 21 SMB in der Erzdiözese Köln, 26 in der Erzdiözese Aachen, 17 in der Erzdiözese Trier und 6 in anderen Diözesen. 1938 waren in der ersten Jahreshälfte noch um die 30.000 Pilger in Trier. Im zweiten Weltkrieg ergaben sich Schwierigkeiten bei der Durchführung der Wallfahrt aufgrund der Abwesenheit von Brudermeistern, Verhaftungen und Repressalien bei Wallfahrtsteilnahme, der Auflösung der Abtei 1941, dem Luftkrieg und der schlechten Quartierlage. Trotzdem kamen Kriegswallfahrten unter zum Teil abenteuerlichen Umständen zustande.
Nach dem zweiten Weltkrieg erlebte die Mattheiser Wallfahrt eine prompte Renaissance. Schon 1946 führten einige Bruderschaften ihre Fußwallfahrten wieder durch. Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre war zunächst ein erhöhtes Wallfahrtsaufkommen (Dankwallfahrten) zu verzeichnen. Nach einem allgemeinen Niedergang in den 60er Jahren erreichte die Wallfahrt einen Tiefstand zum Anfang der 70er Jahre. Seit dieser Zeit ist die Tendenz erfreulicherweise wieder gestiegen. Auch unter jungen Leuten erfreut sich die Wallfahrt wieder einer zunehmender Beliebtheit.