Fußwallfahrt nach Trier 2012

Unter der Jahreslosung „… und führe zusammen was getrennt ist“ machten sich 67 Pilger am 17.05.2012 auf den Weg nach Trier.

Die Vorfreude auf eine Wallfahrt ist was einen antreibt, begeistert energenitisiert. Sie macht aktiv, stärkt das Selbstbewusstsein und verleiht einem Kraft. Durch Erzählungen wird die Vorfreude gesteigert. So macht Stress Spaß.

Nach vielen kleinen Etappen, wie Kleinjerusalem, Tönisvorst seit 1982, hatte ich auch schon mal über Trier nachgedacht. Da Erna mich schon mehrmals gefragt hatte, warum geht ihr nie mit nach Trier. Nach Trier? Pilgern? Nein danke, ging es mir durch den Kopf. Aber irgendwas blieb in meinem Kopf. Etwas später fragte ich Gertrude:“ Wollen wir mal mit nach Trier?“ „Das machen wir“, war die spontane Antwort.

„Was würdest du sagen“, fragte ich Johannes, „wenn ich mich mit Gertrude auf die Socken mache und an der Wallfahrt nach Trier teilnehme?“

„Mensch egal, aber hatten wir nicht ausgemacht etwas zu unternehmen?“ „Ach es ist doch noch Monate bis dahin, ich würde gerne mit Gertrude nach Trier gehen!“

„Was versprecht ihr euch von der Pilgerei?“

„Alle machen das jetzt! Vielleicht um etwas Ruhe zu finden, nach dem Stress der letzten Zeit. Zu entschleunigen (neumodisch gesagt) und geistige Einkehr zu halten, verstehst du?“

„Du meinst, dass Kniebundhosen, Wanderschuhe und muffige überteuerte Unterkünfte eine gute Voraussetzung dafür sind?“

Die haben auch ein Motto für die Wallfahrt:

„Wer ein Wort des Trostes hat, der rede“

„Sag mal, was stört dich? Ich hatte gehofft du würdest mitkommen“. „Dafür ist mir mein Urlaub zu schade. Ach weißt du, ich entschleunige lieber zu Hause, bei einem Bier oder beim Sport! Du wirst staunen, wie relaxt ich bin, wenn du von deinem Massenausflug nach Hause kommst“.

Mein Entschluss stand fest, ich pilgere mit nach Trier. Der Knoten war gelöst. Nun sind Johannes und ich in diesem Jahr zum 18.mal gemeinsam auf Pilgerreise nach Trier. So in etwa war es gewesen…

Donnerstag, 17. Mai 2012 – Christi Himmelfahrt

5.00 Uhr Wortgottesdienst mit Friedhelm. Brudermeisterstab und Pilgerstäbe sind verteilt. Hubertus reicht Karl das Pilgerkreuz. Auszug, Verabschiedung von Freunden, Bekannten, Verwandten. Friedhelm spricht den Reisesegen am Matthiasstein. Glockenläuten begleitet uns zur Glehner Str., wo Gernot das Morgengebet spricht.

Der Gottesdienst heute Morgen war ein Erlebnis und ein schöner Start zu einer schönen, erlebnisreichen Wallfahrt.

Im Pilgerschritt geht es dem Kreuzträger Karl hinterher. Der erste Schritt ist getan. Das Pilgerkreuz begleitet uns seit vielen Jahren und geht immer vorneweg. Am Dorfkreuz in Scherfhausen, Aldenhoven, wie auch in Bedburdyck machen wir Halt. Anstatt der „Fünf Wunden“ trägt Hubertus uns Psalmen vor.

In den nächsten Tagen werden wir noch oft an Kreuzen und Fußfällen vorbei kommen. Einige sind liebevoll geschmückt. Andere sind von Unkraut umgeben in dunklen Ecken. Vielleicht auch längst vergessen. Auf einer Wallfahrt hat man den Blick für versteckte Kreuze. Früher dienten sie als Wegweiser. Für viele haben sie keine Bedeutung mehr. Würde man nachforschen, so würde man erfahren, dass jedes Kreuz seine eigene Geschichte hat.

8.00 Uhr Bedburdyck, wir sind gut in der Zeit, der Kaffee steht schon bereit. Die Namensschilder sind verteilt. Ein paar Verhaltungsregeln es noch gab, vom Brudermeister mit dem Stab. Die Religion oder der Berufsstand spielt keine Rolle. Wir sind unterwegs gemeinsam. Gemeinsames Beten und Bitten, dass das zusammen wächst was zusammen gehört. Dazu dient unser gemeinsamer Glaube.

Gisela, unsere Neupilgerin, hat das Kreuz und den Pilgerschritt übernommen. Mit dem Rosenkranzgebet geht es weiter. Schon lange vorher konnte man durch erzählen und durch Erlebnisse bei einigen Pilgern die erkaltete Glut wieder zum Lodern bringen.

65 Pilger sind nun unterwegs. Pilger allen Alters und einige denen man es nie zugetraut hat. Und die, die immer dabei sind, wie unsere Begleiter: Hansi, Arno, Hemma und Peter.

Die Bänke sind gepackt. Viele Getränke, auch Leckereien aller Sorten, Kuchen und Torten. Die Begleiter sind immer für uns da, ohne Worte. 8 Tage haben sie mit uns Mühe und Plage, dafür möchte ich schon mal „Danke“ sagen.

Sie sind wie Engel – der Bote. Eigentlich ist das mit den Engeln ganz einfach, sie sind Boten. Boten gehören zu den Hilfskräften. Leute, die etwas zu sagen haben, einen Auftrag, eine Botschaft, eine Nachricht. Ist der Auftrag erfüllt, kehrt der Bote zurück: das sind Engel – so sind Engel. Zur Erinnerung: das Männer Engel sind – ausschließlich, niemals Frauen. Es heißt „der Engel“. Der Bus, der schwarze Bus. Christiane unsere Fahrerin und Anette sind für die medizinische Tätigkeit, die Wunden, Schmerzen oder nur zum Reden immer für uns da, und Johannes, er hat die Quartiere bestellt und verwaltet das Geld.

10.20 Uhr Frimmersdorf, hier ist unser erster Halt. Die Stimmung ist wie das Wetter, strahlend.

Zur Losung: Peter B. „und führe zusammen, was getrennt ist“: Er nimmt sich unserer Schwachheit an und lässt erkennen, was zusammen geführt und sinnvoller Weise getrennt werden sollte.

 Dem Kreuzträger Burkhard geht’s hinterher. Mit Schweigen stimmen wir uns auf das Kommende unserer Wallfahrt ein. Weiter geht’s an der Erft entlang. Weiden säumen das Flussbett der schnell fließenden Erft. Betend und singend ziehen wir dahin.

11.50 Uhr in Bedburg zum Mittagessen kommen wir an. Später auf dem Rasen sieht man uns ruhen dann. Dazwischen wird gescherzt und gelacht, das gehört dazu wenn man eine Wallfahrt macht.

 

13.00 Uhr. Durch den Schlosspark führt uns der Weg wieder zur Erft. Die Sonne färbt die Erft dunkel-blau. Wie ein Band schlängelt sie sich an uns vorbei. Der Blick reicht weit über die grüne Landschaft.

15.00 Uhr. Auf dem Hof der Fam. Valder in Thorr kehren wir ein, hier dürfen wir wieder zu Gast sein. Der Kuchen von Hedi steht wie aufgereiht für uns bereit, „Danke“. Heppendorf ist unser nächster Halt, hier kommen wir um 16.12 Uhr an.

Hubertus liest einen Psalm. Wir gehen in Stille weiter. Eine Pilgerwoche schafft Distanz zum Alltag und zu den Problemen. Trotz Strapazen ist eines auf der Wallfahrt spürbar; Man kann zur Ruhe kommen. Leib und Seele finden, was sie vermissen. Es ist für alles gesorgt. Man braucht nur zu pilgern. Keine Diät, kein Wellness, das richtige Maß an Bewegung ist vorgegeben. Kondition ist ebenso nötig wie Durchhaltevermögen. Für das Wetter gibt es nur gute Kleidung. Für die Füße nur gute große Schuhe. Dabei vergessen wir was in den Schuhen steckt. Wir laufen und treten täglich auf ihnen herum, und vergessen das kleine Wunder am unteren Ende des Körpers.

28 Knochen, 31 Gelenke, Sehnen und Bänder, Muskeln und feinste Nerven. Im Laufe des Lebens tragen sie uns fast 3mal um den Erdball. An einem Wallfahrtstag machen sie 45 – 50 000 Schritte.

17.40 Uhr. Nach dem Abendgebet, wir singend bis zum Gasthof „Neffelthal“ ziehen. Das war der erste Tag auf dem Weg nach Trier 


Freitag, 18. Mai 2012

Betet nicht um leichtere Last, sondern um einen stärkeren Rücken. (T. von Villa)

5.45 Uhr. Wir beginnen, wie jeden Wallfahrtstag, mit dem Morgengebet. (Peter) Im Gegensatz von zu Hause, wo man vielleicht mit Yoga beginnt. Egal, jedes Ritual gibt einem Energie, Konzentration und macht den Geist beweglich. So ist man gestärkt für die Herausforderungen des Tages. Manchmal erscheint das Leben grau und trüb, wie das Wetter an diesem frühen Morgen. Gestern Sonne und klarer Blick und heute Regen. Mit Schirmen ausgerüstet setzen wir unseren Pilgerweg mit Hardy dem Kreuzträger fort. Am Neffelbach vorbei in Richtung Nörvenich.

Zur Losung (Bernhard): Das Eigene wird höher und höher bewertet und man grenzt sich von anderen ab. Am Schluss versteht man sich nicht mehr.

7.18 Uhr, Trinkpause in Hochkirchen.

Kreuz voran. Still ist es auf dem Weg durch die Felder. Kein Verkehrs-lärm, keine Musik aus Lautsprechern. Nur noch über die Wiese des Sportplatzes, wo das Gras gut riecht, was wir im Alltag nicht so wahrnehmen.

8.20 Uhr, wir sind in Gladbach bei Fam. Briem zum 2.Frühstück angekommen.

8.50 Uhr, weiter geht’s in Richtung Zülpich. Betend kommen wir um 10.20 Uhr in Merzenich beim Bauer Berg an, 10.33 Uhr geht’s weiter dann. An der Kapelle wird wieder ein Psalm gelesen. In Stille geht’s weiter. Das Wunderschöne auf einer Wallfahrt ist, einfach nur weiter-gehen, der Gedanke und den Blick schweifen lassen. Männer schweigen anders. Es sieht so aus, als wollen sie nachdenken, aber sie denken nicht. Sie starren ins Leere und sind nicht unzufrieden damit. Das Schweigen im Alltag würde nicht so gut funktionieren weil, wenn Frauen schweigen wollen, wollen sie etwas sagen. An der Matthiassteele treffen wir auf die Korschenbroicher Pilger. Begrüßung und ein gemeinsames Lied lässt jeden wieder in seine Richtung zieh’n.

Um 11.50 Uhr, treffen wir zu Mittag in die Zehntscheune ein. Die Zehntscheune ist eine Mischung aus bäuerlichem und bürgerlichem Gasthaus, was es so besonders macht. Die Jubilare: Wolfgang, Martina, Heinz – Jürgen, Annette, Petra S., Petra V., Maria, Birgit und

Hans Josef haben für die Pilger die Getränke bezahlt. „Danke“

Über die Nepomukbrücke, vorbei am Wasserschloss Eicks. Das Gebäude ist Zeitzeuge von einem einst hochherrschaftlichen Besitz.

Mit ungeahnter Leichtigkeit geht’s hoch zur Marienkapelle. Hoch über uns der klare Himmel, unter uns matschiger Waldboden. Jetzt stehen wir wieder hier. Ein Gebet, ein Lied. So ist es immer freitags auf dem Wege nach Trier. In Hostel am Friedhof, kornblumenblau strahlt der Himmel, rings um uns nur strahlende Gesichter. So unterschiedlich wie die Pilger ist auch die Farbe der Bekleidung. Hornveilchen, Vergissmeinnicht, Lavendel und Gertis Hut, alles Nivea – blau. Singend geht’s in Richtung Schützendorf. „In jedem Wind, den Tag besteh’n und weiter, weiter, weiter gehen“. Lasst uns miteinander pilgern Schritt für Schritt. Diese Botschaft kehrt in dem Lied bei unserer Wallfahrt immer wieder. Einige merken beim Pilgern, das sie ihre Lebenserfahrung in dem Rhythmus wieder finden. Dass sie den Weg beibehalten und ans Ziel kommen. Um lange unterwegs zu sein, muss man sich auf den Weg machen. Über die Wallenthaler Höhe ist Durchhaltevermögen gefragt. Freitags ist der Tag, der einem am weitesten und am längsten vorkommt. Aber Bangemachen gilt nicht. 16.05 Uhr, Ankunft Jugendheim in Kall.16.30 Uhr, Abmarsch zum heutigen Ziel Urft / Jugendherberge. Jetzt noch das Abendgebet, und dann sind wir auch schon angekommen. Müde, verschwitzt und mit einem tollen Gefühl es geschafft zu haben. Im Schneckenhaus, hier ruhen sich Jutta, Colette, Birgit und Martina aus. Hund, Kaninchen, Hermelin sind nicht nur kuschelige Couchgenossen, sondern Zimmernamen der Jugendherberge. Wichtig ist nur, dass man eine Nacht im Vierbettzimmer überleben kann. Allein ein gutes Bett reicht für einen erholsamen Schlaf nicht aus. Die Matratze sollte den ruhenden Körper tragen, damit die Muskeln entspannen können. Männer schlafen besser als Frauen. Dazu gehören in erster Linie ein geregelter Tages-rhythmus und regelmäßige Aufwachzeiten. Ein aktiv gestalteter Pilger-tag trägt zu einem erholsamen Schlaf bei. Aber vorher steht an oberster Stelle das Duschen. Vom hohen Nutzungskomfort der begehbaren Dusche profitieren alle, ob alt oder sportlich. Besonders ansprechend ist der architektonische, schwellenlose Zugang. Der große Platz macht nicht nur das Duschen angenehm, sondern ist bei der Reinigung ein Vorteil. Im Hermelinbau, ganz leise und bedacht, es wird Jungesel-linnenabschied gemacht. Auch Sekt gab’s, das macht uns nicht nieder, morgen früh laufen wir wieder. Abendessen im „Urfter Hof“. Ich danke für diesen schönen Tag, Tausend Dank für diesen Tag. 


Samstag, 19. Mai 2012

Wirkliche Pilgerschaft ist keinesfalls eine Sache der Füße. Es ist zuallererst eine Sache des Herzens. (W. Schneller)

4.00 Uhr, man wird aus dem Tiefschlaf gerissen. Denkt man an die Zimmernamen, kann man es für Tierquälerei halten, um so unvermittelt den Schlaf zu beenden. Ausgeschlafen, gesund, fit und leistungsfähig treffen alle zum Frühstück ab 4.30 Uhr bei Maria ein.

6.00 Uhr, der Wortgottesdienst mit Monika, Birgit, Franz Josef und Hubertus war wunderschön. Auch die Kollekte für den Arbeitskollegen von Sabine war für alle eine Herzensangelegenheit. „Danke“

6.50 Uhr, wir sind wieder unterwegs. Leo trägt das Kreuz. Am ersten Tag läuft man mit, am zweiten Tag findet man den Rhythmus am dritten Tag läuft es wie von selbst und man ist dankbar, das der Körper einen trägt. Man genießt das frühe Aufstehen und das Aufgehen der Sonne.

Pilgern, das Reisen mit Herz und Seele. Man läuft und es tut der Seele gut. Schritt für Schritt entwickele ich den Glauben an meine eigene Kraft und man denkt, dass man das Ziel erreichen kann. Wir sind eine Gruppe von Pilgern mit den unterschiedlichsten Menschen. Beim Pilgern gilt, alle Menschen sind gleich.

Mit dem Rosenkranzgebet geht es am Gillesbach vorbei zum Weiher.

Zur Losung (Petra Sp.): Der Geist Gottes ist es, der wie im Sturm die Trennung überwindet und alle zusammen führt, die sich auf ihn einlassen.

Pause an der B 258

8.15 Uhr, wir sind gut gelaunt angekommen. Noch keinem macht das Wetter zu schaffen. Wenn die Temperatur steigt, weiten sich die Blutgefäße und der Blutdruck sinkt. Die Folge sind Müdigkeit und Schwäche. Damit das nicht geschieht, hat Hansi einen Korb mit Vitaminen gefüllt. Äpfel, Möhren und Bananen. Franzi erhält Schnellkurs im Bananen öffnen. Die Stimmung ist gut, die Sonne scheint, warm ist es und kein Lüftchen weht. Die Seele hat bei manchen das Glückshormon ganz schön ins Wirbeln gebracht.

8.25 Uhr, es geht weiter, Hildegard trägt das Kreuz. Ein Stück Wald noch und wir sind schon am Silberberg. Wir sind zu früh, nun müssen wir hier tatenlos herum stehen. Die gelben Westen sind verteilt. Zwei und zwei geht’s singend über die Straße in Richtung Schmidtheim. Nicht nur geistliche, auch Wanderlieder werden gesungen. Die Musik ist glaubensunabhängig. Sie kann nicht nur das Herz öffnen, sondern auch den Schritt schneller werden lassen. Und die körperlichen Schmerzen sind weniger massiv. Tiefe Freude, Geborgenheit, Tränen können bei geistlichen Liedern rauskommen, dann wird die Musik zum Gebet.

10.10 Uhr, wir sind gut in der Zeit, das zweite Frühstück steht bereit. Die Neupilger: Franzi, Karl, Martin, Regina, Gisela, Johanna und Gernot, so wie die Jubilare, bekommen hier vom Brudermeister Pilgerwasser gereicht.

10.30 Uhr, Heinz – Jürgen mit Kreuz voran, zwei und zwei geht’s hoch bis zur B 51. Um die zu überqueren haben unsere Begleiter die Straße gesichert, und wir gelangen ohne Vorkommnisse sicher über die Straße. An Orten wallen, an denen man Gott näher ist. Wallfahrten sind keine Alleingänge. Es sind Gemeinschaftserfahrungen, dass wir auf einer Wallfahrt durch, mit und für Gott immer in Bewegung bleiben. Dann am 2. oder 3. Tag kommt meistens der schwerste Moment (Der Mann mit dem Hammer). Dann kommt der Punkt, an dem man mit sich hadert. War man am Abend vorher noch hoch motiviert, dass am nächsten Tag alles glatt läuft, hat man am Morgen das Gefühl keinen Schritt weiter gehen zu können. Jetzt auch noch die Strecke mit dem Schweigen. Aber … man horcht in sich, geht Schritt für Schritt, dann kommt noch das gleich-mäßige Atmen dazu, und wie von selbst kommt man vorwärts. Den Fuß vor den anderen setzen. Auch soll man nicht an das Ziel des Tages denken, sondern immer nur so weit wie man sehen kann. Auf einer Wallfahrt geht’s immer vorwärts, wir machen Fortschritte. Es gibt kein rückwärts (Rückschritte). Betend erreichen wir die Trinkpause am Pilgerkreuz von Dülken / Boisheim. Ein kurzer Stopp und schon geht’s singend und betend weiter. Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und hohe Temperaturen 27°. Eigentlich Traumwetter, aber die Hitze kann auch auf einer Pilgertour zur Tortur werden.

12.25 Uhr. Wir erreichen den Bürgersaal von Feusdorf. An Essen und Trinken darf es nicht fehlen, das brauchen unsere Pilgerseelen. Dazu hat sich wieder Willi Kohlen mit Marlene und Peter Hülser ganz früh auf den Weg gemacht, und uns das Essen gebracht. Dafür wir alle „Danke“ sagen. Das Essen war gut, das gibt uns für den langen Nachmittag neuen Schwung und Mut. Mit vielen Grüßen an die Zuhausgebliebenen machen wir uns um

13.30 Uhr wieder auf den Weg. Die nächste Herausforderung wartet schon. Bevor es los geht, haben alle ihre Blicke himmelwärts zu Gott gerichtet, dass er das Wetter mildert oder auf Sonne verzichtet. Martina trägt das Kreuz. Es ist heiß. Aber im Schatten der Bäume läuft es sich wunderbar, wenn man nach einer Pause wieder in seinen Schritt gefunden hat. Marlene nannte es früher „ich muss wieder eindackeln“. Nichtsahnend werden wir von unseren Radpilgern eingeholt. Kein Wölkchen am Himmel. Ab und zu stöhnt jemand. Beim Ankommen am Waldrand stehen Christiane, Anette und Johannes mit Getränken bereit, was alle richtig freut.

15.55 Uhr. In Auel werden wir schon von Fam Bartels, den Begleitern und einem Kuchenbuffet erwartet. Weiter geht’s bis zur Marienkapelle.

Zur Losung (Regina): Nach der Flut setzt Gott einen neuen Anfang und er schließt einen Bund mit Noah und der ganzen Schöpfung.

Singend geht’s weiter bis zur Matthiaskapelle.

17.00 Uhr. Hier beten die Neupilger mit uns die „Fünf Wunden“. Nach dem Abendgebet kommen wir um 18.25 Uhr in Büdesheim an. Trotz Sonnenschein streicht eine angenehme Kühle um die verschwitzten Körper. Ein Vorgeschmack auf die Entspannung, die unserem heutigen Ziel entspricht. 


Sonntag, 20. Mai 2012

Wer ein Ziel hat, nimmt auch einen schlechten Weg in Kauf.

5.45 Uhr. Frühstück im Gasthof „Zur Post“. Es geht steil die Pilgerstr. hinauf bis zur Matthiaskapelle. Die ist nicht neu. Wegen der vielen Bäume hat man sie nie so richtig gesehen. Herrlich am Sonntagmorgen hier oben zu stehen. Rund herum nur grüne Felder und saftige Wiesen sind zu sehn. In Gottes schöner Welt in himmlischer Ruh, sogar die Kühe hören uns beim Beten zu. Maria trägt das Kreuz.

Im Frühtau zu Berge, wir zieh’n fallera …. Eines der schönsten Wanderlieder. Wir wandern ohne Sorgen und singen in den Morgen …. Wir sind hinaus gegangen den Sonnenschein zu fangen …. Die Stille fühlen und den Moment genießen.

Betend geht es weiter durch den Wald. Der Duft hier hat nachweislich einen beruhigenden und nervenstärkenden Effekt auf unseren Geist. Hinsehen, hinhören, schnuppern das Schöne um uns herum erkennen. Die Sinne in Urlaub schicken, versetzt auch die Seele in Pilgerstimmung. Durch das Wohlgefühl heute Morgen entsteht ein prickelndes Gefühl im Bauch und Zufriedenheit. Die Sonne wirft ihre Strahlen wie ein Teppich aus funkelnden Diamanten über die Wiesen und Felder. Der Raps prahlt mit seinem Gelb. Der Blick ist unbeschreiblich. Man ist verzaubert, als hätte der liebe Gott gerade den Farbfernseher erfunden. Die zarten Blütenteller der weit geöffneten Mohnblüte am Wegesrand gleichen einem verknitterten Seidenpapier. Die Pracht ist schnell vorbei. Der Mohn ist ein Lehrstück über Vergänglichkeit und Schönheit. In der Frühe sieht der Mohn am besten aus. Anmutig und zart. Aber gegen Abend schließt er seine Blätter und am nächsten Tag fällt die Blüte wieder ab.

7.25 Uhr. Nach einem Psalm von Bernd, am Matthiaskreuz von Korschenbroich, geht’s in Stille weiter. Meditieren ist verweilen, zur Ruhe kommen,  auf die Stimme Gottes hören, das Schweigen des Herzens erkunden, begreifen, dass ohne Stille keine neuen Kräfte wachsen. Ein glück-liches, zufriedenes Leben, lässt den Alltag bewusster wahrnehmen. Zeit für das Wesentliche gibt innere Ruhe und Friede. 8.30 Uhr. Weißenseifen, wir kommen pünktlich an. Leckere Sachen gibt’s zum 2. Frühstück dann. Der frische Pfefferminztee von Fam. Becker ist wie immer gefragt.

9.00 Uhr. Mit dem Rosenkranz setzen wir unseren Weg zum Pöllke fort. Hubertus ergreift das Wort. Ein Gebet wird gesprochen und den Bruder-meistersegen gibt’s hier, das ist Tradition auf dem Weg nach Trier. Neuheilenbach. Um 10.15 Uhr treffen wir unter Glockengeläut hier ein. 10.30 Uhr soll Wortgottesdienst mit Friedhelm und den Buspilgern sein. Die sind schon da. Die Gottesdienste, Messen, haben ein Angebotscharakter

 „Gott lädt ein – er zwingt keinen, er verpflichtet nicht“

 Nach dem Gottesdienst gab’s für die Buspilger zur 60. Buswallfahrt ein Button als Überraschung.

12.00 Uhr, wir machen uns auf zum Eisenmännchen, wo wir um 12.35 Uhr ankommen. Nach dem „Engel des Herrn“, ein kurzes Stück noch, und mit jedem Schritt kommen wir unserem Ziel um 13.00 Uhr in Mohrweiler zum Mittagessen näher.

14.30 Uhr. Der Bus wartet schon. In all den Jahren kehrte nach etwa 5 Min. Ruhe ein. Man könnte meinen es herrschte Redeverbot. Aber heute, nach etwa 20 Min. wurde es leiser und leiser. Für Einige brachte ein Schläfchen im gekühlten Bus neue Energie.Dann der Halt in Daufenbach.

16.05 Uhr, wir treffen am Sportplatz ein, wo wir schon von unseren Radpilgern begrüßt werden.

16.45 Uhr, wir ziehen mit den Radpilgern in die Kirche von Kordel ein. Hier werden die Neupilger, wenn sie wollen, in die Bruderschaft aufgenommen und die Jubilare geehrt.

Wolfgang                   10 Jahre          Petra V.          10 Jahre

Martina                      10 Jahre          Maria              10 Jahre

Heinz – Jürgen           10 Jahre          Jakob              10 Jahre

Annette Sch.             10 Jahre          Petra Sp.         10 Jahre

Birgit                         15 Jahre          Hans Josef       25 Jahre

Zimmerverteilung: 27 P. im Waldhotel Weis und 16 P. auf der Burg. Unten im Ort werden 22 P. untergebracht, so hat jeder ein Bett für die Nacht. Burg Ramstein, umzingelt von Bäumen, erhebt sich der Rest der Burg. Ein wenig ramponiert, hier und da bröckelt der Putz. Nach dem Abendessen bei Weis, endet der Tag bei Musik und Tanz. Mit guten Gedanken einschlafen, mit guten Gedanken aufwachen, gibt Kraft für den neuen Tag.


Montag, 21.Mai 2012

Jeder Weg trifft irgendwo auf einen anderen.  (Weisheit Afrika)

Zu dieser frühen Stunde begegnet sich das Helle des Morgens und das Dunkel der Nacht. 5.45 Uhr, es nieselt leicht. Mit Schirmen bewaffnet geht es nach dem Morgengebet an der Kyll entlang weiter, bis hoch zum Eifelkreuz. Hier machen wir eine Kreuzmeditation mit Peter.

Kreuzmeditation

Setz dich ganz entspannt hin, und stell dir vor, du würdest jetzt deine Arme ausbreiten. Wenn du die Arme ausbreitest, bilden sie eine hori-zontale Linie, du kannst mit deinen Armen um dich herum berühren. Von deinen Fingern aus kannst du feine Linien zu den Menschen in deiner Umgebung ziehen.

Wie sieht diese horizontale Ebene bei dir aus? Wer befindet sich mit dir auf „einer Linie“? Gib es jemandem, der dir ganz nahe ist, mit dem du auch über Probleme reden kannst? Oder willst du mit niemandem zu eng in Berührung kommen? Hast du Freunde, die zu dir stehen? Kannst du mit deiner Familie auf einer Ebene reden?

Auch dein Körper bildet eine Linie. Stell dir vor, durch deinen Körper würde eine gerade Linie verlaufen.

Ein Teil geht weiter nach unten, in die Tiefe, ins Dunkle, vielleicht ins Bedrohliche. Wo sind in deinem Leben solche Tiefen? Gibt es etwas, was du lieber nicht sehen, und worüber du lieber nicht nachdenken willst? In welchem Bereich machst du immer wieder Fehler? Wodurch verletzt du andere – und dich? Was würdest du an dir liebend gern ändern, wenn du könntest?

Der andere Teil einer solchen Linie durch deinen Körper, geht weiter nach oben, sie könnte bis zum Himmel reichen. Bis zu Gott. Hast du so eine Linie zu Gott? Welche Vorstellung hast du, wenn du an Gott denkst? Spielt die Beziehung zu Gott in deinem Leben eine Rolle? Hast du einen Draht zu Gott?

Kannst du mit ihm sprechen?

Weil für Franzi der Weg hinunter zu schmerzhaft war, blieb ich mit ihr oben am Eifelkreuz, bis uns der Bus holen kam.

Für die anderen ging’s bergab ins Biewertal. Bevor es hoch geht bis zur Autobahn, wird noch eine Trinkpause gemacht. Ganz steil geht’s hoch, Schritt für Schritt, dass jeder Pilger kommt mit. Doch nach wenigen Schritten kehrt Ruhe in der Pilgergruppe ein. Jeder besinnt sich auf den Weg, setzt Fuß für Fuß vor den anderen. Der Anstieg ist anstrengend, Gespräche kosten Kraft, und so kehrt nicht nur äußerlich Ruhe ein. Es gibt nur den Pilger und den Weg. Jetzt noch zum Schusterkreuz durchs Tiergehege, bis zur letzten Trinkpause nahe der Hochschule. Das „Vater unser“ gesungen und Rosenkranz betend geht es weiter. Mit den Neu-pilgern betend voran, treffen wir um 9.05 Uhr an der Mariensäule ein. Erwartet werden wir schon von den Buspilgern und einigen Verwandten und Bekannten. Nach einem gemeinsamen Lied, es für alle mit den zur Verfügung stehenden Fahrzeugen nach unten bis zur Mosel geht. Etwa 50 Min. sind es noch bis nach St. Matthias. In der Ferne sieht man die Basilika, das Ziel vor Augen. Das Ziel unserer Pilgerreise.

 „Heiliger Matthias zu dir kommen wir, deine Fürbitte begehren wir“.

10.10 Uhr. Ankunft auf dem Abteihof. Mit Beifall werden wir von den Rad – und Buspilgern empfangen. Angekommen, dank unserer Beglei-tung, dank unserer eigenen Kraft und Gottes Hilfe. Trotz aller Anstrengung und momentaner Müdigkeit überwiegt die Freude angekommen zu sein. Wir sind dankbar für jedes nette Wort, für eine Umarmung oder ein Lob.

Ich glaube, dass alle Pilger aus jeder Bruderschaft bewundert werden, für die Kraft die sie aufbringen, um jeden Pilgertag zu bewältigen. Wir warten noch auf die Pilger von Gladbach – Stadt.

Begrüßung von Pater Hubert. Dann gemeinsamer Einzug. Franzi trägt das Kreuz. Das Finale unserer Wallfahrt, wenn die Orgel erklingt, Großer Gott man singt, ist es mit dem Starksein vorbei. Die Stimme versagt, das Herz schlägt bis zum Hals. Es ist erhebend, man glaubt es nicht, da rinnt auch so manche Träne übers Gesicht.

Das muss es sein, das vielbeschworene Pilgergefühl: „Pilgern ist das Wandern zu sich selbst“

 Die Melodie verbindet Emotionen und erfreut den Verstand. Sie lässt die Haut schaudern und erfüllt sie mit Wohlbehagen. Freude, Stolz, Befriedigung führen zur Entspannung.

Wir ziehen rechts und links am Matthiasschrein vorbei, und berühren seinen Fuß. Das ist ein Muss, um vorzutragen unser Bitten, Danken und unseren Gruß. Vor der Messe werden noch die Erstpilger und Jubilare geehrt.

Etwas später Hektik, Freudengesichter sieht man überall auf dem Abteihof.

Hier stehen wir nun Hand in Hand im Kreise, für einige endet hier die Pilgerreise.

Ein Lied man singt, es laut erklingt, belebt unsere Seele und verkündet leis, dass unsere Gemeinschaft etwas Großes sei. 


Dienstag, 22. Mai 2012

Der Herr ist dein Schatten über der rechten Hand, das dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond in der Nacht. (Psalm 121, 3-6)

9.00 Uhr, hl. Messe mit der Verabschiedung von Bus – und Radpilgern. Johanna trägt das Kreuz, es geht zum Marktplatz mitten in Trier.

„Heiliger Matthias von dir scheiden wir, für deine Fürbitte danken wir“.

11.30 Uhr. Angekommen bei Paulin. Wir gehen über den Friedhof zur Kapelle, wo Hemma uns etwas von der seligen Schwester Blandine erzählt. Mit 25 Jahren, am 4.11.1913 legte sie das ewige Gelübde ab. Am 18.5.1918 starb sie. Die Seligsprechung erfolgte am 1.11.1987 in Rom.

12.05 Uhr. Unser Ziel ist Ruwer. Marianne trägt das Kreuz und sie ist nicht zu halten. 36 Pilger haben Mühe ihr zu folgen. Nach der anstrengenden Wallfahrt ist der Rückweg wie ein Geschenk an sich selbst. Der Kopf ist frei, die Gedanken fließen, die Seele jauchzt vor Freude. Schuld sind wieder die Hormone (Glückshormone) die durch die Adern fließen.

13.00 Uhr, Mittagessen bei Fam. Thiel.

14.50 Uhr, der Bus bringt uns bis Piesport dann. Der Pfarrer von St. Michael lädt uns in die Kirche ein, und erzählt uns von früher und von der Deckenmalerei.

Der Kirchenmaler Johann Peter Weber bekam aufgrund der schlechten Bezahlung Streit mit dem damaligen Pfarrer Johannes Hau. Nicht nur, dass der Künstler zusammen mit seiner Frau die kritische Distanz zum geistlichen Herrn in einem Selbstporträt inmitten der heidnischen Zuhörer des Jesuitenmissionars Franz Xaver zum Ausdruck brachte (übrigens als einzige Person fast nackt), sondern er ging sogar noch weiter, indem er dem Teufel, der vom Eingang her betrachtet scheinbar auf dem Rücken liegt, sogar die Gesichtszüge von Johannes Hau gegeben hat. Allerdings – vom Altarraum aus gesehen – ist Luzifer die einzige Person aus dem Höllensturzensemble, die eindeutig auf den am Hochaltar zelebrierenden Pfarrer schaut – mit rausgestreckter pfeilspitzer, doppelter Zunge! Aber dem nicht genug: sogar die Anfangsbuchstaben (HJ) des Konfliktgegners sind in den Klüften und Rissen des zerberstenden Gesteins der Hölle zu entdecken…

Die Geschichte von St. Wolfgang ist genau so humorvoll wie die von Piesport.

Der Historiker und Buchautor Peter Pfarl (71) hat sich eingehend mit dem Leben und Wirken des hl. Wolfgang beschäftigt, auf dessen Wegen die Wallfahrer wandeln. Wolfgang, einst Bischof von Regensburg, war um 976 vor einem drohenden Bürgerkrieg auf den Falkenstein geflohen, einen am Wolfgangsee gelegenen Berg.

Dort wandelte der Missionar nicht nur heidnische Kultstätten in christ-liche um und errichtete eine Kirche – er triumphierte der Überlieferung zufolge auch durch eine kluge List über den Teufel: Der soll Wolfgang beim Bau der Kirche geholfen haben und als Preis die Seele des ersten Pilgers, der durch das Kirchenportal tritt, verlangt haben. Wolfgang willigte ein, doch als es ans Begleichen der Rechnung ging, verkleidete er einen Wolf als Pilger und führte ihn in die Kirche. Der Teufel soll vor Wut sprichwörtlich durchs Dach gegangen sein. Das entsprechende Loch ist in der Wolfgangskirche, die das Ziel der Wallfahrer ist, auch heute noch angedeutet.

16.05 Uhr. Wir haben keine Zeit. Die Warnwesten sind verteilt. Karl trägt das Kreuz. Die Straße schmiegt sich in Serpentinen durch die Weinberge. Der Puls wird schneller, die Schritte langsamer und gleichmäßiger.

                 Von wegen pilgern ist nicht anstrengend!!

 Schnaufend kommen wir oben an, zu trinken gibt es dann. Wahnsinnig, wie lecker Wasser sein kann. Jeder hat sein Kreuz gebastelt, und oben in der Wand an der Spoarkapelle aufgestellt. Die Luft ist kristallklar, der Himmel von strahlendem Blau. Unten die Kirche von St. Michael liegt im strahlenden Sonnenschein. Den Ausblick über die Mosel genießen. Wir tanken etwas Kraft im wahrsten Sinne des Wortes. Hier oben herrscht Ruhe.

17.20 Uhr. Kaffeepause an der Schutzhütte vor Klausen.

18.00 Uhr, hl. Messe in Klausen. Zimmerverteilung „Maria Rast, Klausenhof und neue Pilgerherberge“. Nach einem „Open – Air – Snack“ unter freiem Himmel endet der Abend frühzeitig.


Mittwoch, 23. Mai 201

Gott, dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Wort auf meinen Wegen. (Psalm 119,   105)

 6.45 Uhr. Alle Pilger haben sich eingefunden. Ein Foto, Morgengebet am Brunnen und betend geht’s weiter.

 7.45 Uhr unser erster Halt,

 Zur Losung (Marga): Stellt euch Christus wie ein Leib vor, sagt Paulus, in dem ihr eingefügt seid wie die Organe, die Muskeln oder das Gewebe. Der hl. Geist führt alles zusammen und erfüllt die Gemeinde mit Leben.

8.35 Uhr, treffen wir auf dem Hof der Fam. Drautzburg ein. Der Tisch ist wieder reichlich gedeckt mit leckeren Broten und Vitaminen fein.

9.10 Uhr. Birgit trägt das Kreuz. Mit dem Rosenkranzgebet ziehen wir durch Wittlich. Durch den Wald bis zum Bußberg, wo es im Schatten der Bäume etwas kühler wird. Alle, die zum ersten Mal auf dem Rück-weg sind, suchen sich einen Stein. „Der für uns Blut geschwitzt hat“. So geht’s betend den Berg hinauf. Mit dem Wegwerfen der Steine wird symbolisch die Last von einem genommen.

Ein Bild des Sports aus der Bibel: Pilger               Sportler

Ein Sportler das ist so, heute wie früher, man kämpft um zu siegen.

                Lauft das ihr gewinnt. (Kor. 9, 24)

Ein Pilger pilgert nicht um Erster zu werden, sondern um anzukommen. Beim Sport, nach hauchdünner Entscheidung, steht man als strahlender Sieger auf dem Siegertreppchen. Dem Pilger ist die Reihenfolge egal. Es gibt müde und abgespannte Gesichter, Tränen der Freude, die nach der Anstrengung  über einen hereinbrechen. Der errungene Titel, das Erreichen des Pilgerziels, die Freude überwiegt trotz aller Anstrengungen und Schmerzen, und lässt den stressigen Alltag aufhellen. Es ist aber nicht selbstverständlich am Ziel anzukommen. Man muss etwas dafür tun. In beiden Fällen, Training, Einsatz, Organisation, viele Helfer im Vorfeld. „Danke“ sage ich für alle Pilger an unser Organisationshelfer-team der Wallfahrt. Pilgern ist nicht wandern, wandern bedeutet ankom-men. Pilgern ist ein bewegtes Innehalten. Man wandert mit den Füßen, pilgert mit dem Herzen.

12.30 Uhr  Hasborn Das wir zu Mittag bei der Metzgerei Schmitz sind, ist neu. Das Essen war gut. Danach man sich ein stilles, kühles Plätzchen sucht.13.50 Uhr. Der Bus ist schon da, er bringt uns jetzt bis Mehren, wo wir wie immer in die Kirche einkehren. Gegen die Anstrengungen der letzten Tage, gleicht die heutige Strecke einem Spaziergang. Die Sonne hat sich versteckt, Nieselregen. Der sorgenvolle Blick zum Himmel wirkt Wunder.

14.50  – 16.00 Uhr. Pause im Darscheider Wald. Mit Freude ausgefüllt, man zu Ehren von Christian, Josef und Lorenz, deren Lieblingslieder man singt, da fängt der Abschied schon an. Auch was der Tag noch bringen mag, es bleibt die Erinnerung an diesen schönen Nachmittag.

17.00 Uhr. Der Wortgottesdienst mit Monika und Hubertus am Keyboard, war wieder wunderschön, wie für uns gemacht. Der letzte Abend wird zusammen in der Alfbach-Quelle verbracht. 


Donnerstag, 24. Mai 201

Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten. (H. Demin)

Zum letzten Mal wird das Gepäck verladen. Zum letzten Mal die Füße versorgt. Nun heißt es Abschied nehmen.

7.50 Uhr. Morgengebet. Blauer Himmel die Sonne hat schon ein Hoch. Gisela trägt das Kreuz. Die Wegstrecke uns über die Straße führt. Mit dem Rosenkranz geht’s zügig voran, betend kommen wir am Afelskreuz an. Ein letztes Gebet wird von Peter vorgetragen. Franz Josef hat sich wieder schöne Gedanken über die Wallfahrtstage gemacht. Eine große Gemeinschaft verspüren wir, am letzten Tag auf unserer Pilgerreise von Trier. Das zweite Frühstück in Kelberg draußen vorm Pilz, steht für uns bereit. Drinnen bei loderndem Feuer wird dann Abschied genommen.

10.30 Uhr. Es ist Zeit, die letzte Etappe beginnt.

12.10 Uhr wir schon am Nürburgring sind. Ein Stück um den Ring, um 14.15 Uhr wir pünktlich in Adenau sind.

Der Bus steht schon bereit. Für ein Gebet in der Matthiaskapelle ist noch Zeit.

14.30 Uhr. Wir sind alle im Bus, der Fahrer uns nur nach Glehn bringen muss.

17.00 Uhr. Fast alle Pilger sind eingetroffen, Fotos werden noch geschossen. Die Begleiter jetzt das Kreuz übernehmen, und wir schließen uns betend an. Glehner Str. Friedhelm und die Messdiener Alessa und Jakob, die Radpilger sind zur Begrüßung da. Mit Gesang geht’s zur Kirche dann. Und nun beginnt das Danke sagen. Draußen im Abschiedskreis gesungen ein letztes Lied, dann jeder Pilger voneinander Abschied nimmt. 

Auf einer Wallfahrt ist das Beten ganz unkompliziert. Auf einer Wallfahrt kann man sich langsam einfädeln, wenn es um das Beten geht. Das Beten als etwas Normales erfahren. Die Gemeinschaft hilft Scheu und Bedenken zu überwinden. Es betet sich leicht. Als Gebetsform auf einer Wallfahrt ist der Rosenkranz sehr geeignet. Beim Rosenkranz schwinden die Kilometer nur so dahin.

Der Rosenkranz – Wenn die Tage kürzer werden, die Blätter fingen an sich zu färben, als Kinder wussten wir Bescheid, jeden Tag zur gleichen Zeit, gebetet wird der Rosenkranz. Opa kniete vor der Bank, wir Kinder wussten wohl, knieten brav vor unserem Stuhl. Wenn Mutter in die Stube kam, zur Kontrolle ob jeder an seinem Platz war, fing für uns die Marter an. Man wurde vom Beten zwar nicht krank, aber ein Rosenkranz ist lang. Ob schmerzhaft oder freudenreich, wenn danach dann auch noch glorreich, wir Kinder waren froh, wenn er endlich war vorbei, denn schmerzlich waren alle drei.                                                

Aus einem Gedicht von A. Müller

Gerade noch auf einer Wallfahrt unterwegs. Blasen an den Füßen, Sonnenbrand im Gesicht. Und dann ist alles vorbei. Der gesamte Weg, die gemeinsamen Schritte, alles hat Spuren hinterlassen. Eine unkomplizierte Gemein-schaft, geteilte Mühe und Freude unterwegs.

Gemeinschaft im Gebet über alle Unterschiede und Vorerfahrungen hinweg. Gespräche, Gebete, Singen, Schweigen ließen das Miteinander wachsen. Auch das wunderbare Wetter und die herrliche Landschaft ringsum taten ihr übriges, das diese Wallfahrt zu einem Geschenk  wurde. Den Kopf frei bekommen, nachdenken, bitten, einfach dankbar sein. Nicht nur den Neupilgern wird bewusst, wie eine Wallfahrt das Leben verändern kann. Das sich die Anstrengung, die Schmerzen oder der wenige Schlaf in der Pilgerwoche gelohnt haben.

So ist der Lauf der Welt, es gibt nichts was ewig hält. Die Wallfahrt ist zu Ende, wir reichen uns die Hände. Die Lieder, die wir gesungen, sind lange noch nicht verklungen. Es war eine schöne Zeit, die kann uns keiner mehr nehmen.

Man zehrt noch lange davon vielleicht ein ganzes Leben

Vor der Wallfahrt genossen wir die Vorfreude, danach die Erinnerung und zu gleich steigert es die Freude auf das, was vor uns liegt — die nächste Wallfahrt beispielsweise.