Fußwallfahrt nach Trier 2014

Eine Wallfahrt ist ein Zeichen des Glaubens, was viele Menschen bis heute bewegt. Eine Wallfahrt versteht es den Pilger für lange Zeit zu faszinieren. Eine Wallfahrt gibt Kraft für den Alltag, denn seit Jahrhunderten geben die Gläubigen ihre Erfahrung weiter.

Es ist Johannes und meine 20. Wallfahrt. Mein Adrealinspiegel erreichtbeim Abgehen und Ankommen jedesmal eine neue Rekordmarke.

 

Donnerstag, den 29.05.14, Christi – Himmelfahrt

4:30 Uhr, die Nacht geht zur Neige, der Morgen kommt vorbei, von überall kommen eilend die Pilger herbei.

5:00 Uhr, Pilgermesse mit Pastor Zimmermann, Friedhelm und Jakob als Messdiener. Verabschiedung und Reisesegen draußen am Stein.

6.10 Uhr, Leicht weht unsere Fahne (Peter) beim feierlichen Glockenklang und auf oft gepilgerten Wegen beginnt der Pilgerzug, unter Gottes Segen seinen Gang. Kurzer Stopp an der Glehner Str. für ein Gebet. Im lauten Choral tönt es durch Glehn, wenn wir singend frühmorgens durch den Ort ziehn. In Aldenhoven werden die fünf Wunden gebetet allemal, wie auch in Bedburdyck, dort kommen wir um 8.10 Uhr an. Im Pfarrsaal gibts Kaffee und Tee, und ein paar mahnende Worte vom Brudermeister Peter, wie es auf der Wallfahrt zugeht.

Ist das Namensschild einmal am Mann, geht es auch schon betend voran. Und wenn dann der heilige Christopherus noch mit uns geht, kann uns gar nichts passieren. Die Einen vertrauen auf seinen Schutz, die Anderen denken: “Es kann ja nicht schaden”.

Stürmender Regen, kalter Wind, brennende Sonne, Schweiß auf der Stirn und Blasen an den Füßen, so quälten wir uns letztes Jahr. Vom Wetter hatte man etwas anderes erwartet als ein rapsgelber angestricherner Winter. Machen wir uns auf den Weg, egal was kommen mag, wir sind gut gerüstet.

Mit dabei unsere Begleiter: Hansi, Arno, Hemma, Peter G., Christiane, Anette und Johannes. Zur Hilfe sind sie immer für uns da. Ein guter Rat zur rechten Zeit, kann dann und wann ganz wichtig sein.

Gebete und Meditationen sind vom Brudermeister gut vorbereitet. Das Weitere ist bekannt. Beten, Singen und Schweigen prägen unseren Weg. Gespräche und gemeinsames Lachen läßt die Gemeinschaft schnell zusammen wachsen.

“Auf dem Weg des Friedens” heißt unsere Losung.

Wir sind unterwegs, 57 Pilger darunter 4 Neupilger. Claudia Kolvenbach, Norbert Günter, Marcel Heimanns, und Thomas Wintzen, die sich voller Neugier, Spannung, die Erwartung mit dem Reiz sich dem Neuen zu stellen.

Wir Menschen sind Gewohnheitstiere und den Sprung ins kalte Wasser wagen wir nur ungern. Und sich in Hände zu begeben, die einem das Schöne vom Himmel lügen. Wenn man hört und liest “die Seele baumeln lassen”! denkt man schon:”wie soll das gehen?”.

Aber zu Beginn der Wallfahrt spürt man als Neupilger einen wunderbaren Zauber, ein unbekanntes, gemischtes Gefühl, etwas Neues ganz frisch erleben zu dürfen. Zugleich ist die Energie da, die Ungeduld, das Brennen darauf, dass es endlich losgeht. Die ersten Schritte sind noch etwas unsicher, man merkt aber schnell, dass die neue Situation voller Überraschung steckt und spannend werden wird in unserer Pilgerwoche. In jedem Neuen steckt auch ein Abenteuer.

10:20 Uhr, Trinkpause in Frimmersdorf. Zur Losung liest Colette etwas vor. In Stille geht es weiter. Im Zustand des Schweigens findet die Seele ihren Weg in einem klaren Blick. Frimmersdorf haben wir hinter uns gelassen, um 12:00 Uhr heißt es in Bedburg Essen fassen. Für eine kleine Ruhepause haben wir noch etwas Zeit, denn der Weg bis Trier ist noch weit.

Wenn man zum erstenmal dabei ist, ist es etwas befremdlich so in der Öffentlichkeit zu beten oder zu singen. So manche Etappe ist beschwerlich, da kann so ein Rosenkranzgebet wegen der Eintönigkeit helfen, bis zum nächsten Stopp. Man würde auch ohne Gebet ankommen, aber ein Rosenkranzgebet oder geistliche und weltliche Lieder sind echte Zeitverkürzer. Im schönsten Sonnen-schein kehren wir um 15.00 Uhr bei Familie Valder in Thorr ein. (Kaffeepause)

Zur Losung liest Petra. 10 Minuten Schweigen, in Stille weitergehen, Wichtiges hintenan stellen, Gedanken schweifen lassen, den Tag vor sich sehn, jeden Atemzug spüren, den Augenblick genießen. Die Seele braucht Ruhe um zu ihrer vollen Größe zu gelangen.

16:15 Uhr, Heppendorf ist unser nächster Halt. Ab hier müssen alle in die Autos dann, weil eine Straße nicht mehr vorhanden war.

17:40 Uhr Blatzheim ist auch schon bald in Sicht, man das Abendgebet zusammem noch spricht, für die Nacht hatte jeder ein schönes Bett in Aussicht.

Zu Fuß eine Strecke von etwa 50 Km am Tag zu gehen ist eine Herausforderung für Muskeln, Gelenke und Füße. Auf ein gutes Schuhwerk kommt es an. Eine neue Welle aus Amerika: “der Barfußschuh, ein Handschuh für die Füße”. In Ihm finden die einzelnen Zehen ihren Platz. Ein völlig neues Laufgefühl. Sie haben eine dünne Sohle die dämpft, aber vor Verletzungen schützt. Unser Fuß ist ein hochkompliziertes Gebilde und geschaffen dafür auf ihm zu laufen. Experten aber warnen davor, die guten alten Pilgerschuhe an den Nagel zu hängen. Was Füße alles können:

„Das Lebensgewicht aufrecht halten – Tag für Tag – gehen, laufen, tanzen, springen, stehen bleiben. Stehen bleiben um nachzudenken, stehen bleiben um sich zu orientieren, stehen bleiben um die Richtung zu wechseln. Für mich einstehen, obwohl ich lieber weglaufen möchte, für mich einstehen damit ich dann im Aufatmen wieder gehen, laufen, tanzen und springen kann.“ Auszug von Petra Heilig