Pilgerbericht Hardy

Raus aus dem Alltag, wir pilgern nach Trier.

Seit über 900 Jahren pilgern Männer und Frauen vom Niederrhein nach Trier zum Grab des Heiligen Matthias. So auch viele Pilger aus Kleinenbroich. Am Palmsonntag ist der letzte Termin um sich für die Wallfahrt anzumelden. Durch eine Wette bin ich zum Pilger geworden. Meine erste Wallfahrt war im Jahr 1988. Mit mir gab es noch neun weitere Neupilger, Gabi Becker, Toni Brüggen, Harald Fellert, Hans Fischermann, Josef Küpper, Josef Köhnen, Heinrich Post, Josef Schynko und Herbert Sandkaulen. Jubilare in diesem Jahr waren Josef Becker und Jakob Kremer, die zum zehnten Mal nach Trier pilgerten. Unser Brudermeister war damals Arnold Spelters.

Verstanden habe ich viele Dinge meines Glaubens erst während der Wallfahrt. Auf dem Weg bilden alle Pilger eine Gemeinschaft, die das gleiche Ziel hat. Die Gemeinschaft hilft jedem die 40 bis 50 Kilometer pro Tag laufen zu können. Wenn es einem Pilger einmal nicht so gut geht, bekommt man Trost und Unterstützung von anderen Pilgern, oder er nimmt das Pilgerkreuz an der Spitze. Um diese Schwächen zu überbrücken wird unterwegs gebetet oder gesungen, dadurch wird man abgelenkt von den Strapazen des Weges.

Die Gemeinschaft, die Gebete und die körperliche Anstrengung brechen die äußere Schale des Menschen auf. Ob jung oder alt, Mann oder Frau, alle können ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Jeder hat irgendeine Sorge, die ihn belastet, und die es ihm ermöglicht die Anstrengungen zu meistern. Jeder Pilger hat sich irgendwie auf den Weg gemacht, um seine Bitten oder seinen Dank vorzutragen. Natürlich wird auch unterwegs viel gelacht.

Nach viereinhalb Tagen und anstrengenden 220 Kilometer ist es soweit, das Ziel Trier ist erreicht.

Unsere Pilgergruppe gelangt an das Ufer der Mosel. Ich werde nervös. Die letzten Meter gehen wir, einen Rosenkranz betend, am Ufer der Mosel entlang. Nur noch eine Brücke und die ST. MATTHIAS Basilika liegt vor uns. Die Glocken läuten beim Einzug und die Orgel spielt „Großer Gott wir loben dich“. Eigentlich will ich singend zum Matthiasschrein ziehen. Meine Stimme versagt, mein Körper zittert. Das Ziel ist erreicht! Ich trage meine Ängste und Sorgen vor und werfe meinen Ballast ab.

Die Pilger werden von Pilgerpater Hubert begrüßt, Neupilger erhalten ihre Erstpilgermedallie Die Jubilare bekommen eine Kerze. Nach der Pilgermesse verabschieden wir uns von den ersten Pilgern, die nach Hause fahren. Der Nachmittag ist zur freien Verfügung, es geht in die Stadt, oder in den Klosterladen, der nach Geschenken durchstöbert wird. Abends findet noch eine Lichterprozession in der Basilika statt.

Am Diensttagmorgen feiern wir zusammen mit den anderen anwesenden Bruderschaften, sowie dem Abt des Klosters ein feierliches Hochamt in der Basilika. Nach der Verabschiedung durch Pater Hubert, machen wir uns auf den Heimweg. Über die Wallfahrtskirche St. Paulin nach Ruwer zum Mittagessen, dann geht es nach Piesport und von dort in die Weinberge nach Klausen, einem alten Wallfahrtsort auf den Höhen der Mosel. Am nächsten Tag gehen wir weiter nach Wittlich zum Bußberg und über Hasborn nach Darscheid. Am letzten Tag geht es von Darscheid weiter nach Kehlberg und über den Nürburgring nach Adenau. Von Adenau fahren wir mit dem Bus zurück nach Glehn.
br>Nachdem wir in Glehn Kaffee getrunken haben, gehen wir die letzten Kilometer nach Kleinenbroich, wo wir in unserer Pfarrkirche den Schlusssegen bekommen. Dann heißt es bis zum nächsten Jahr, so Gott will.